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Mareen Hufe: warten auf Rosie

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Mareen Hufe: warten auf Rosie
Stellt euch vor, ihr habt Euch monatelang akribisch auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet, alles auf diesen einen Tag ausgerichtet, und dann passiert das Unvorstellbare: bei der Ankunft fehlt das Gepäck, und ist tagelang nicht auffindbar. Dies widerfuhr Profi Mareen Hufe bei ihrer Ankunft in den USA.    Aufgrund eines verspäteten Abflugs von Düsseldorf nach London wurde die Weselerin nicht nur auf einen späteren Weiterflug umgebucht, sondern auch noch auf eine andere Fluggesellschaft. In San Francisco – der eigentlich geplante Flug sollte zudem über Los Angeles führen – fehlten bei der Einreise sämtliche Gepäckstücke, inklusive Rosie, ihrem Zeitfahrrad. Als ich Mareen in ihrem Appartement besuchte, traute ich meinen Augen nicht. Anstatt eine aufgelöste, nervöse und nicht ansprechbare Athletin anzutreffen, saß mir eine tiefenentspannte austrainierte Athletin gegenüber, die in sich gefestigt war und – selbst zwei Tage ohne ihrer Rosie – meinte: „Was soll ich mich groß aufregen und Gott und die Welt verrückt machen. Davon kommt das Rad auch nicht schneller.“ Glücklicherweise hat die 39-Jährige gute Freunde, die ihr für ihr Training sogar ihr eigenes Wettkampfrad für ihr Training zur Verfügung stellten. Mareen, 2017 war im Vergleich zu den letzten Jahren eine für Dich eher untypische Saison. Mit dem Ironman in Brasilien hast Du nur eine Langdistanz bestritten. Was war da los? Ich habe in Wesel bei einem deutschen Chemiekonzern einen 20-Stunden-Vertrag als Vertriebscontroller, wobei das erste Quartal eines Jahres und die zweite Woche eines Monats aufgrund der Jahres- und Monatsabschlüsse die arbeitsintensivsten Zeiten sind. Und genau das war in 2017 auch der Grund, dass ich den ursprünglich geplanten Ironman Neuseeland absagen musste. Die gleiche Problematik trat dann auch im Vorfeld des Ironman Südafrika auf, sodass ich mich für Brasilien entschied. Und da ich dort schon zweimal am Start war, brauchte ich mich mit den örtlichen Gegebenheiten nicht mehr groß vertraut machen. Glücklicherweise hatte ich mit den beiden zweiten Plätzen in Malaysia und Busselton bereits genügend Punkte auf meinem Kona-Konto, sodass mir in 2017 für die Hawaii-Quali ein solides Rennen reichen sollte. Und das gelang mir dann mit dem sechsten Platz auch. Gehst Du dadurch jetzt ausgeruhter und besser trainiert an den Start? Definitiv, schließlich konnte ich die durch einen Sommer-Ironman normalerweise verursachten fünf Wochen Trainingsausfall gut nutzen. Mein Training selbst habe ich nicht wirklich groß verändert, es war aber – verglichen mit meinem letzten Hawaii-Start vor zwei Jahren – sicherlich konstanter. Neben den erforderlichen Umfängen, konnte ich auch mit Blick auf die Intensitäten viele gute Sessions – insbesondere beim Laufen – auf meiner Habenseite verbuchen. Letzteres hat sich dann bei meinem Abschlusswettkampf vor ein paar Tagen gezeigt, als ich bei einem regionalen Lauf in meiner Heimat eine neue Bestzeit aufstellen konnte. Und beim Schwimmen? Ich habe intensiv an meiner Technik gefeilt und kleinere Korrekturen vorgenommen. Dadurch konnte ich mich über Monate hinweg verbessern. Das reicht sicherlich nicht für eine um fünf Minuten schnellere Auftaktdisziplin, jedoch glaube ich, dass ich mich in dem Haifischbecken noch besser als bisher behaupten kann und eine gute Gruppe erwische. Was Dir dann für Deine beiden stärksten Disziplinen sicherlich in die Karten spielen würde. Das hoffe ich natürlich, wenn ich beim Radfahren und mit einer Ausnahme beim Laufen einen ähnlich guten Tag erwische wie vor zwei Jahren. Du hast gerade die Ausnahme angesprochen. Nach der zweitbesten Radzeit des Tages wechselte ich auf Platz 10 liegend zum Laufen. Alles lief perfekt, auch beim abschließenden Marathon konnte ich meine Laufleistung abrufen. Ich hatte keine Muskelkrämpfe, keine Magenprobleme und keinerlei energetische Probleme. Bis Kilometer 37 konnte ich mich auf Platz 7 vorarbeiten und die vor mir liegenden Athleten waren auf Sichtweite. Mein Vater rief mir vom Streckenrand noch zu „Mareen, das ist dein Tag!“. Kaum hatte ich geantwortet „Ja, ich weiß“, passierte es: Ich bin geradezu explodiert, und das so kurz vor dem Ziel! Und was war die Ursache? Vor dem Hintergrund, dass ich mit Hitze und Schwüle eigentlich sehr gut klarkomme, habe ich mich nicht ausreichend gekühlt. Ich wollte keine nassen Füße haben. Der Tag war auch für Hawaiiverhältnisse sehr heiß, und in der Konsequenz war ich völlig überhitzt, hatte sicherlich schon einen Sonnenstich, lief nur noch Schlangenlinien und hatte Schwierigkeiten, mich auf den Beinen zu halten. Mit ausreichend Eis und Wasser auf meinem Körper ging es dann nach einer Dreiviertelstunde auch schon wieder, nur war zu dem Zeitpunkt das Rennen gelaufen und die Top-10-Platzierung futsch. Wie sehr nagt das Geschehen noch heute an Dir? Auch wenn es bis zum Blackout mein wirklich bestes Rennen war, hilft kein Hätte, Wäre oder Wenn! Es ist natürlich sehr schade, aber nagen tut es nicht. Unter dem Strich war es kein gutes Ergebnis und die Erkenntnis „Ich kann doch nicht Hitze“ war eine gänzlich neue und sehr lehrreiche Erfahrung. Aber das ist für mich immer noch besser, als den Wettkampf mit einem schwachen Schwimmen, durchschnittlichen Radfahren und mäßigen Laufen beendet zu haben. Ich habe mich selbst um ein wirklich gutes Ergebnis gebracht, und dass ich dazu in der Lage bin, würde ich in diesem Jahr gern zeigen. Im letzten Jahr wurdest Du auf Langkawi Zweite. Wie bist Du in Malaysia mit der Hitze klargekommen? Nach dem Hitze-Desaster 2015 lag beim abschließenden Marathon auf Langkawi die oberste Priorität in der ausreichenden Kühlung meines Körpers. Und das war auch gut so, denn ich habe bestimmt 20 Kilometer und etliche Verpflegungsstellen benötigt, bis ich eine für mich ideale Abfolge von Nahrungsaufnahme und Abkühlung entwickelt hatte. Mittlerweile kann ich drüber lachen, aber wenn beide Hände voll mit Schwämmen sind, fehlen einfach weitere Hände für Eis, Gel und Getränke. Irgendwann hatte ich dann Reihenfolge und Rhythmus raus. Der 14. Oktober kann kommen. Dann wünsche ich Dir, dass Du an diesem Tag Deine beste Leistung abrufen kannst. Interview/Fotos: Klaus Arendt Stellt euch vor, ihr habt Euch monatelang akribisch auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet, alles auf diesen einen Tag ausgerichtet, und dann passiert das Unvorstellbare: bei der Ankunft fehlt das Gepäck, und ist tagelang nicht auffindbar. Dies widerfuhr Profi Mareen Hufe bei ihrer Ankunft in den USA.    Aufgrund eines verspäteten Abflugs von Düsseldorf nach London wurde die Weselerin nicht nur auf einen späteren Weiterflug umgebucht, sondern auch noch auf eine andere Fluggesellschaft. In San Francisco ...

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