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Astrid Stienen: meine Verletzung war ein Mysterium

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Astrid Stienen: meine Verletzung war ein Mysterium
Die ungeraden Jahre scheinen es Astrid Stienen angetan zu haben: 2013 gewann die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin auf Hawaii ihre Altersklasse, 2015 kehrte sie als Profi zurück, um das Rennen vorzeitig beenden zu müssen. In diesem Jahr möchte die 38-Jährige ein perfektes Rennen „auf das Parkett“ legen.   Allerdings verlief die Saison 2017 für Astrid Stienen nicht ganz so, wie sie es sich gewünscht hatte. Langwierige Verletzungen sorgten für eine etwas andere Vorbereitung. Astrid, weite Teile der Saison 2017 verliefen überhaupt nicht so, wie Du es Dir vorgenommen hattest. Ich habe mich sehr lange mit einer wirklich hartnäckigen Verletzung am rechten Hüftbeuger herumschlagen müssen. Das ging soweit, dass die nervale Ansteuerung der Muskeln gar nicht mehr funktionierte und die rechte Seite mehr oder weniger komplett stillgelegt war. Als die Verletzung auftrat, habe ich mich nur noch leicht bewegt, da ich der festen Überzeugung war, dass dadurch der gesamte Bereich gelockert wird. Als jedoch selbst das Schwimmen mit Pull Buoy nicht mehr möglich war, musste ich die Reißleine ziehen. Hinsichtlich der eigentlichen Ursachen sind die behandelnden Ärzte und ich wirklich noch keinen Schritt weiter. Alle Untersuchungen endeten mehr oder weniger in einer Sackgasse. Es ist und bleibt ein großes Mysterium. Kannst Du in etwa beziffern, wie groß dadurch Dein Trainingsausfall war? Schwimmen und Radfahren konnte ich knapp vier Wochen nicht, wobei ich auf der Rolle – jedoch ohne groß Druck auszuüben – mich leicht bewegen konnte. Viel schlimmer war es beim Laufen: ganze drei Monate ging im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts. Wie bist Du damit umgegangen? Als Leistungssportler hört man ja sowieso genau in den eigenen Körper hinein, als Ärztin geht man dann noch einen Schritt weiter. Auf der Suche nach den Ursachen kommen dann schnell naheliegende Befunde wie Bandscheibenvorfälle, Gelenkergüsse, Verschleißerscheinungen und Arthrose ins Spiel. Bei vielen anderen Verletzungen kann man ja zumindest noch eine oder zwei Disziplinen ausüben, bei mir war auch das nicht möglich. Das war schon eine sehr schwere Zeit für mich. Glücklicherweise hat mich meine Arbeit etwas abgelenkt, und auch meine Ärzte fingen mich gut auf, sodass die komplett trainingsfreie Zeit letztendlich sehr kurz war, auch wenn diese Wochen für mich wie Jahre vorkamen. Hattest Du vor Deinem Start in Südafrika Sorge vor einem Rückschlag? Mit meinem Start beim Ironman Südafrika bin ich sicherlich ein kalkuliertes Risiko eingegangen, zumal ich im Vorfeld lediglich vier Wochen laufen konnte. Natürlich war die Sorge groß, dass die ausgestandene Verletzung wieder aufbrechen kann und sich einiges verschlimmbessert, aber es passierte nichts. Vor diesem Hintergrund und den fehlenden Kilometern in allen Disziplinen war ich über den vierten Platz mehr als glücklich, zumal ich dadurch auch genügend Punkte im Ranking hatte, um in aller Ruhe für Hawaii planen zu können. Nach ein paar Tagen der Ruhe begann ich endlich mit dem systematischen Aufbau für den Saisonhöhepunkt hier auf Hawaii. Der dann aber auch nicht so glatt verlief wie geplant … Ja, leider. Bei der Ironman 70.3-EM in Elsinore zog ich mir beim ersten Wechsel einen Muskelfaserriss zu, wie auch immer das bei welcher Bewegung passieren konnte. Das war umso ärgerlicher, da ich in Bestform an der Startlinie stand. Glücklicherweise absolvierte ich dann wenige Wochen später bei der 70.3-WM in Chattanooga ein solides Rennen. Auch wenn meine Erwartungshaltung sicherlich eine etwas andere war als der 19. Platz, wollte ich kein unnötiges Risiko eingehen. Eine weitere Verletzung hätte mir – auch mit Hinblick auf Hawaii – im wahrsten Sinne des Wortes das Genick gebrochen. Wie gegenwärtig ist bei Dir noch der AK-Sieg von vor vier Jahren und dem Rennausstieg zwei Jahre später? Mit dem Sieg hatte ich damals – es war ja erst mein zweites Triathlonjahr – nicht im Traum gerechnet. Auch wenn ich mit dem Rennverlauf und den dort gemachten Fehlern bei der Ernährung nicht ganz happy war, hatte es letztendlich zum Sieg gereicht, das war einfach super. Das ganze Rennen und der Zieleinlauf spielen sich immer noch vor meinem geistigen Auge ab und motivieren mich ungemein. Interessanterweise spornt mich das DNF gleichermaßen an, denn ich möchte jetzt auch als Profi endlich die Ziellinie überqueren. Damals habe ich beim Wendepunkt in Hawi das Rennen – beim Radfahren habe ich festgestellt, dass ich krank bin – vom Kopf her beendet und bin noch bis Kona zurückgerollt. Rückblickend betrachtet hätte ich mich jedoch in die Wechselzone fahren lassen sollen, denn knapp 90 Kilometer ohne Druck aufs Pedal zu bringen, „nach Hause“ zu rollen, ist schon mehr als anstrengend, zumal ich keine Energie aufnehmen konnte und mich ständig übergeben musste. Hinzu kamen die vielen Schultergespräche zwischen Ärztin und Athletin, ob beim Laufen vielleicht nicht doch noch etwas geht. Am Ende siegten eindeutig die Ärztin und die Vernunft und ich gab meine Startnummer ab, auch wenn die Volunteers versuchten, mich zum Weitermachen aufzumuntern. Wenn ich mir Dich so anschaue, sehe ich eine strahlende und austrainierte Sportlerin. Bist Du in der Form Deines Lebens? Ich denke schon. Verglichen mit den Vorjahren habe ich auch durch die Verletzungen bedingt viel mehr Pausen gehabt, sodass mein Körper gezwungenermaßen ausreichend Zeit zum Regenerieren hatte. Ich habe alles auf Kona ausgerichtet, jetzt bin ich hier, fühle mich bestens vorbereitet, meine Form ist da, wo sie noch nie war und ich freue mich auf den Wettkampf, um den perfekten Tag zu erleben. Und der sähe wie aus? Ich möchte mir den ganzen Tag so richtig einen einschenken und mir weh tun, um mich auf der Ziellinie so richtig freuen zu können. Und wenn es super perfekt läuft, habe ich dann in jeder Disziplin auch eine persönliche Bestzeit aufgestellt und jubel über eine einstellige Platzierung. Dann wünsche ich Dir den perfekten Tag. Interview: Klaus Arendt Fotos: Pablo Blazquez Dominguez/Getty Images (Ironman barcelona) und triworx-coaching.com Die ungeraden Jahre scheinen es Astrid Stienen angetan zu haben: 2013 gewann die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin auf Hawaii ihre Altersklasse, 2015 kehrte sie als Profi zurück, um das Rennen vorzeitig beenden zu müssen. In diesem Jahr möchte die 38-Jährige ein perfektes Rennen „auf das Parkett“ legen.   Allerdings verlief die Saison 2017 für Astrid Stienen nicht ganz so, wie sie es sich gewünscht hatte. Langwierige Verletzungen sorgten für eine ...

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