Jedes Jahr im Herbst verwandelt sich Kailua-Kona in DIE Pilgerstätte für Triathleten aus aller Welt. Durchtrainierte Körper stellen nicht nur ihren Körper auf dem Ali’i Drive zur Schau, auch das teure Rad-Equipment lässt manch Autofahrer vor Neid erblassen.
Zeitfahrmaschinen, die teilweise aussehen wie hochgezüchtete Mototorräder, bestimmen das Straßenbild. Die dafür aufgerufenen Preise von gut und gerne 10.000 Euro und mehr werden von vielen Teilnehmern – neben den hohen Reise- und Nebenkosten vor Ort – größtenteils ohne Zucken und mit einem Lächeln bezahlt. Aber … wenn die Sonne mit ihren leuchtenden Farben im Pazifik untergeht und es Nacht wird in Kailua-Kona, sieht die Welt mit einem Schlag ganz anders aus.
Eines Abends war ich noch ziemlich spät in einem der größeren Supermärkte einkaufen. Dort fiel mir ein Angestellter auf, der in der Gemüse- und Obstabteilung mit viel Hingabe und sehr gewissenhaft den Boden reinigte. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit für ein Lebensmittelgeschäft, ABER der Herr war geschätzte 70-75 Jahre alt. Die wenigen Kunden machten einen großen Bogen um ihn herum und würdigten ihn keines Blickes. Sein Gesichtsausdruck sah irgendwie traurig aus. Als ich ihn anlächelte und mich bedankte, strahlte er bis über beide Ohren, er wünschte mir noch einen schönen Abend und einen erfolgreichen Ironman. Als ich ihn beim Bezahlen erneut von der Seite erblickte, hatte er immer noch ein Lächeln auf den Lippen.
Kurze Zeit später sah ich auf der Heimfahrt auf dem dunklen Seitenstreifen der Hauptstraße mehrere Obdachlose, die mit ihrem Hab und Gut wo auch immer hingingen. Innerhalb weniger Minuten wurde mir an diesem Abend zum zweiten Male bewusst, dass es abseits der Triathlon-Glitzerwelt ganz anders aussehen kann.
Trotz Ironman, Kreuzfahrtschiffe und Touristen aus aller Welt hat sich Kailua-Kona in den letzten Jahren verändert. Immer mehr Geschäfte und Restaurants haben schließen müssen, kein Wunder dass durch Arbeitslosigkeit, Altersarmut, persönliche Schicksalsschläge, hohe Lebenshaltungskosten und einem uns fremden Sozialsystem viele Menschen in eine persönliche Abwärtsspirale getrieben werden können. Bleibt zu hoffen, dass von den höheren Ausgaben der Triathleten wenigstens ein kleiner Teil auch bei den Bedürftigen ankommt …
Und deshalb trete ich nach all den tollen Erlebnissen der letzten beiden Wochen in wenigen Stunden die Heimreise nach Deutschland auch mit einem traurigen Auge an. Mir ist ein weiteres Mal bewusst geworden, welch Privileg es ist, aus aller Herren Länder über die schönste Nebensache der Welt berichten zu dürfen, dem Triathlon.
Text/Foto: Klaus Arendt
Jedes Jahr im Herbst verwandelt sich Kailua-Kona in DIE Pilgerstätte für Triathleten aus aller Welt. Durchtrainierte Körper stellen nicht nur ihren Körper auf dem Ali’i Drive zur Schau, auch das teure Rad-Equipment lässt manch Autofahrer vor Neid erblassen.
Zeitfahrmaschinen, die teilweise aussehen wie hochgezüchtete Mototorräder, bestimmen das Straßenbild. Die dafür aufgerufenen Preise von gut und gerne 10.000 Euro und mehr werden von vielen Teilnehmern – neben den hohen Reise- und Nebenkosten vor Ort – größtenteils ohne Zucken und mit einem Lächeln bezahlt. Aber … wenn die Sonne mit ihren leuchtenden Farben im Pazifik untergeht und es Nacht wird in Kailua-Kona, sieht die Welt mit einem Schlag ganz anders aus.
Eines Abends war ich noch ziemlich spät in einem der größeren Supermärkte einkaufen. Dort fiel mir ein Angestellter auf, der in der Gemüse- und Obstabteilung mit viel Hingabe und sehr gewissenhaft den Boden reinigte. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit für ein Lebensmittelgeschäft, ABER der Herr war geschätzte 70-75 Jahre alt. Die wenigen Kunden machten einen großen Bogen um ihn herum und würdigten ihn keines Blickes. Sein Gesichtsausdruck sah irgendwie traurig aus. Als ich ihn anlächelte und mich bedankte, strahlte er bis über beide Ohren, er wünschte mir noch einen schönen Abend und einen erfolgreichen Ironman. Als ich ihn beim Bezahlen erneut von der Seite erblickte, hatte er immer noch ein Lächeln auf den Lippen.
Kurze Zeit später sah ich auf der Heimfahrt auf dem dunklen Seitenstreifen der Hauptstraße mehrere Obdachlose, die mit ihrem Hab und Gut wo auch immer hingingen. Innerhalb weniger Minuten wurde mir an diesem Abend zum zweiten Male bewusst, dass es abseits der Triathlon-Glitzerwelt ganz anders aussehen kann.
Trotz Ironman, Kreuzfahrtschiffe und Touristen aus aller Welt hat sich Kailua-Kona in den letzten Jahren verändert. Immer mehr Geschäfte und Restaurants haben schließen müssen, kein Wunder dass durch Arbeitslosigkeit, Altersarmut, persönliche Schicksalsschläge, hohe Lebenshaltungskosten und einem uns fremden Sozialsystem viele Menschen in eine persönliche Abwärtsspirale getrieben werden können. Bleibt zu hoffen, dass von den höheren Ausgaben der Triathleten wenigstens ein kleiner Teil auch bei den Bedürftigen ankommt …
Und deshalb trete ich nach all den tollen Erlebnissen der letzten beiden Wochen in wenigen Stunden die Heimreise nach Deutschland auch mit einem traurigen Auge an. Mir ist ein weiteres Mal bewusst geworden, welch Privileg es ist, aus aller Herren Länder über die schönste Nebensache der Welt berichten zu dürfen, dem Triathlon.
Text/Foto: Klaus Arendt
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