Herbert Zehnpfennig ist seit fast 25 Jahren Triathlet. Seinen größten sportlichen Erfolg feierte er 2001 auf der Langdistanz als er Deutscher Meister in seiner Altersklasse wurde. 2014 dann die Schockdiagnose: Magenkrebs.
Im Kampf gegen die Krankheit hat ihm der Sport den nötigen Halt gegeben. Knapp 20 Monate später geht er in Roth an den Start. Sein Ziel? Das Finish.
„Ich war damals viel müde, habe aber gedacht es kommt vom vielen Training oder Stress“, erzählt Zehnpfennig. Seine Eisenwerte waren im Keller und der Arzt entschied sich zu einer Magenspiegelung mit dem erschreckenden und völlig unerwarteten Ergebnis – einem Tumor. „Die ersten zwei Wochen nach der Diagnose waren richtig hart“, beschreibt der heute 60-Jährige die Situation.
Mit eisernem Willen zurück auf die Langdistanz
Zwei Operationen, 25 Bestrahlungen und vier Chemo-Therapien hat er seitdem absolviert. „Anfangs bin ich zur Bestrahlung gefahren als würde ich ins Schwimmtraining gehen.“ Noch auf der Intensivstation hat er wieder mit Lungentraining angefangen, später kilometerweise Strecke gehend auf den Krankenhausgängen abgespult. Alles mit dem eisernen Willen, so schnell wie möglich wieder gesund zu werden und wieder Sport treiben zu können. „Meine Trainingskollegen sind ins Trainingslager gefahren während ich in der Reha saß und nichts essen konnte. Das war ziemlich hart“, gibt der zweifache Großvater zu.
Roth als Motivator
Doch nicht nur die mentale, auch die körperliche Situation hat sich durch die Krankheit enorm verändert. „Meine Frau sagt, ich hätte einen komplett neuen Körper bekommen“, so der Rheinländer. Er habe fast alle Muskulatur und zwanzig Kilo durch die Krankheit verloren. Natürlich wisse der Kopf immer noch, welche sportlichen Leistungen vorher möglich waren. „Ich bin ungeduldig. Vom Kopf möchte ich alles machen wie vorher, aber das ist noch nicht möglich.“ Doch um ein Ziel zu haben, meldet sich Zehnpfennig im Juli 2015 für Roth an. Seitdem trainiert er zwischen zehn und zwanzig Stunden in der Woche. Der Sport habe ihm die nötige Orientierung gegeben, um nicht nur zuhause zu sitzen und es ermöglicht, auch mal an etwas anderes zu denken, als an die Krankheit.
Sport als Medizin
Dabei machen sich Familie und Freunde natürlich sorgen um ihn. „Sie haben Angst, dass ich mich überfordern könnte“, berichtet Zehnpfennig. „Aber ich fühle mich gut, wenn ich Sport machen kann. Die meisten wissen ja nicht, wie es für einen Sportler ohne Sport ist. Ich kann die Sorgen aber auch verstehen.“ Zwar habe er vor allem bei der Ernährung noch Probleme, da der Magen um ein Drittel verkleinert und die Speiseröhre entfernt wurde. Bis heute kann er nicht alles essen und auch nicht die üblichen Portionen. Doch auch darauf habe er sich mittlerweile eingestellt.
Hilfe für krebskranke Kinder
Um anderen mit dem gleichen Schicksal zu helfen, hat er auf seiner Facebook-Seite „Mein Weg den Krebs zu besiegen. Roth 2016 und ich bin dabei“ einen Spendenaufruf gestartet. Pro geschafften Kilometer können Freunde und Familie, aber auch Fremde spenden. Mittlerweile hat er fast 4.500 Euro zusammen, die er anschließend der Kölner Kinderkrebshilfe überreichen wird. Damit hat er bereits mehr erreicht, als er vorher erwartet hatte.
Für kommenden Sonntag hat er sich kein bestimmtes Ziel gesetzt. „Ankommen ist das Wichtigste und versuchen, 226 Kilometer zu genießen“, sagt der 60-Jährige. Die Zeit sei ihm dabei egal. Er möchte den Kampf gegen den Krebs und gegen sich selbst gewinnen. In der Hoffnung, irgendwann einmal wieder vollständig gesund zu sein.
Text: Ann-Kathrin Ernst
Foto: privat
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