In genau einem Monat wartet Moritz Bleymehl beim Ironman auf Hawaii auf den lang ersehnten Startschuss seiner erst zweiten Langdistanz. Wie es dem Frankfurter seit seinem letzten Blogeintrag Ende April ergangen ist, erfahrt ihr im neuesten Interview.
Vor gut einem Jahr hast Du Deinen ersten Triathlon im Rahmen des Frankfurt City Triathlon bestritten. Ein lebensverändertes Ereignis, wie Du auf Deiner fb-Seite schreibst! Seitdem ist viel passiert. Was genau hat sich verändert?
Absolut, der erste Triathlon war ein irres Gefühl, das ich nie vergessen werde. Was danach kam, konnte ich im Traum nicht erahnen. Wenige Wochen danach habe ich bei meinem ersten Ironman einfach die Sau rausgelassen und total Spaß gehabt. Mit der Qualifikation für Hawaii nahm dann das Chaos seinen Lauf, plötzlich musste alles professioneller werden. Ich musste mir Sponsoren suchen, um den Traum von Kona leben zu können. Eine sehr schwierige Zeit, in der ich Unterstützer gefunden habe, denen ich zutiefst dankbar bin! Das Training musste auf solidere Beine gestellt werden, und mit dem Studium und der Doktorarbeit wurde die Zeit nach dem Ironman Mallorca wirklich stressig, dadurch musste ich im Winter viele Nächte durcharbeiten. Den ganzen Aufwand habe ich aber zu keiner Sekunde bereut, gerade auch weil Familie, Freunde und Sponsoren immer hinter mir standen.Außerdem lernte ich über den Sport meine jetzige Freundin Daniela (Anmerkung der Redaktion: die Profitriathletin Daniela Sämmler) kennen.
Mit dem Ergebnis Deines letzten Wettkampfs warst Du nicht wirklich zufrieden. Hast Du die Ursache für die Muskelkrämpfe herausgefunden?
Ein Auf und Ab gehört einfach dazu, wir sind keine Maschinen. Es ist einfach nicht möglich das ganze Jahr über hinweg auf einem Toplevel zu sein. Ich habe den diesjährigen Frankfurt City Triathlon aus dem Training heraus bestritten, in einer Phase mit hohen Grundlagenumfängen, ohne viel Intensität. Darüber hinaus experimentiere ich diese Saison mit allem Möglichen: Sitzposition, Lauftechnik, Schwimmtechnik, Trainingsinhalten, Ernährung etc… Da lag vielleicht auch das Problem, beispielsweise habe ich sehr viel Kaffee vor dem Rennen getrunken, und das habe ich überhaupt nicht vertragen, da ich sonst nie Kaffee trinke.
In genau einem Monat steht der lang ersehnte Saisonhöhepunkt auf Hawaii an. Im Vorfeld warst Du bis vor Kurzem auf Mallorca im Trainingslager. Welche Schwerpunkte konntest Du dort setzen, und wie sieht Deine weitere Vorbereitung aus?
Auf dem Rad ging es viel durch die Berge, und auch mit dem Laufen und Schwimmen war ich sehr zufrieden. Das Wetter war toll, die Hitze und die Sonne haben mir sehr gut getan. Dadurch konnte ich nicht nur gut trainieren, sondern gleichzeitig auch den mentalen Akku wieder voll aufladen. Als letzter Wettkampf vor Hawaii steht am Wochenende der Ironman 70.3 Rügen auf dem Plan. Den gehe ich zwar aus dem Training heraus an, werde den Wettkampf aber trotzdem zu 100 Prozent ernst nehmen, schließlich ist es meine erste Mitteldistanz, auf die ich mich schon wahnsinnig freue!
Parallel zu Deiner mittlerweile abgegebenen Doktorarbeit auf dem Gebiet der Zahnmedizin hast Du mit dem Zweitstudium Medizin begonnen, um Dich zum Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen ausbilden zu lassen. Wie vereinbarst Du Studium und Leistungssport miteinander? Kommt das Private bei so einem vollgepacktem Zeitplan nicht zu kurz?
In den Wintermonaten war es stellenweise schon sehr schwer, alles miteinander zu vereinbaren, das Privatleben noch nicht eingerechnet. Ich habe mir die Freiheit genommen, das Training in der Woche sehr fexibel, aber genau durchzuplanen. Wenn ich einfach nicht mehr konnte, so habe ich das Training sein lassen und auch einfach mal nur geschlafen. So kam ich dann doch fast immer auf mein Soll. Solch ein Terminplan vereinfacht natürlich kein Privatleben, aber meine Freundin ist da sehr tolerant und unterstützt mich, wo sie kann.
Du hast es bereits angesprochen, privat bist Du mit der Profitriathletin Daniela Sämmler ein Paar. Wie schafft ihr es, auch in der Freizeit Abstand vom Triathlon zu bekommen?
Das ist natürlich nicht immer einfach. Sie hat die Erfahrung von etlichen Jahren Triathlon, ich dagegen eigentlich kaum Ahnung von dieser wundervollen Sportart. Da muss sie mich manchmal bremsen, dass ich sie nicht immer mit Fragen löchere. Aber da ich mich in meiner Freizeit auch um meine Doktorarbeit und Co. kümmern muss, kommen schnell ganz andere Themen auf als immer nur Triathlon.
Um einen noch besseren Eindruck von Moritz zu bekommen, haben wir ihm auch unsere standardisierten 8+12 tritime-Fragen gestellt.
8 Fragen – 8 Antworten
wo liegen Deine persönlichen Stärken?
In meiner Ausgeglichenheit! Ich interessiere mich nicht nur für Triathlon oder Sport. Ich weiß, wann ich zu 100 Prozent fokussiert und diszipliniert sein muss und wann ich einfach mal genießen kann. Dadurch bleibe ich im Kopf frisch und kann meine Leistung besser auf den Punkt abrufen.
wo liegen Deine persönlichen Schwächen?
Ich kann ein Sturkopf sein, und das ist nicht immer von Vorteil.
was macht Dich wütend?
Wenn Leute nicht zu Ihrem Wort stehen, ebenso fehlende kritische Selbstreflexion. Das habe ich vor allem bei der Sponsorensuche gemerkt. Da haben einige Leute Ihre Situation sehr überheblich ausgenutzt. Ich mache das nicht zur Selbstdarstellung, sondern weil ich diesen wunderschönen Sport sonst nicht betreiben könnte. Das Abenteuer Kona wäre ohne meine Sponsoren einfach nicht machbar.
was bringt Deine Augen zum Leuchten?
Ich muss gestehen, dass ich im Herzen immer noch Radsportler bin. Daher ist ein schönes Rad für mich etwas sehr Emotionales. Aber auch Vieles außerhalb des Sports, wie gutes Essen und guter Wein.
was motiviert Dich?
Der Sieg im fairen Wettkampf, aber vor allem der Sieg über mich selbst. Nach einer harten Vorbereitung ist nichts schöner als im Wettkampf mit Leib und Seele sein Bestes zu geben. Meine eigenen Grenzen zu verschieben, das sind die Augenblicke, für die sich diese ganze Schinderei lohnt.
worauf musst Du derzeit am meisten verzichten?
Auf nichts, ich habe mir einen Beruf ausgewählt, zu dem ich mich berufen fühle. Klar ist es immer schön, mehr Freizeit zu haben, aber ich habe generell nicht das Gefühl, dass ich verzichten muss, sondern vielmehr, dass es eine Ehre ist, das zu machen, was ich gerade mache. Und das schließt den Sport und meinen Beruf ein.
wie (und in welchem Umfeld) entspannst Du Dich am besten?
Ich schlafe sehr gerne, das funktioniert immer. Außerdem beim Sport oder in der Freizeit mit meiner Freundin und ...
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