Jochen Dembeck hat es geschafft: Nach 25:37:35 Stunden erreicht er bei den Ultraman World Championship auf Hawaii die Ziellinie am alten Flughafen in Kona. Hinter ihm lag ein „episches“ Rennwochenende.
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Die Thanksgiving-Nacht habe ich ordentlich geschlafen und so gehe ich um 5 Uhr gemütlich die 500 Meter zu Fuß zum Pier. Meine Crew folgt kurz darauf. In den kommenden Minuten treffen immer mehr Athleten und Schwimmeskorten mit ihren Kajaks ein. Auch Annalee, die mich als Einzige mit einen Paddle Board begleitet, ist rechtzeitig da. Sogar ein kurzer Smalltalk mit Bob Babbit ist noch drin, der sich erstmalig die Ehre gibt und den gesamten Ultraman begleiten und auf sozialen Netzwerken kommentieren wird.
Ich singe meiner Crew noch ein kleines Ständchen „it’s friday, I’m in Love“ und dann geht es um 6.30 Uhr auf die gut 10 Kilometer lange Schwimmstrecke vom Kailua Pier in die Keauhou Bay.
Tag 1
Annalee und ich finden uns bereits nach gut 200 Meter und von da an weiche ich nicht mehr von ihrer Seite. Nach einer Stunde nehme ich das erste Gel und etwas Elektrolyt zu mir. Bei 3,6 Kilometer bin ich im Rhythmus, das Wasser wird etwas unruhiger und nach weiteren 45 Minuten zeigt mir meine Garmin lediglich weitere 1,4 Kilometer an. Ich sage zu Annalee: that will be a long swim, aber sie mitiviert mich mit einem ‚you doing great‘. Unbeirrt schwimme weiter, und als ich dann das Outrigger Hotel erblicke, weiß ich schlagartig, dass die Garmin nicht korrekt anzeigt und ich schon viel weiter bin. Nach 2:35 Stunden nehme ich die letzte Boje und kann in die Bucht schwimmen, wo ich nach knapp 2:55 Stunden wieder Boden unter den Füßen habe, ganz knapp über meiner Bestzeit von vor 17 Jahren. Die Schwimmbedingungen waren dieses Jahr wirklich gut und diese Zeit bedeutet Platz 13, 24 Minuten hinter der Spitze!
Nach einem guten Wechsel sitze ich fünf fünf Minuten später auf dem Rad, wo es gleich einen zehn Kilometer langen Anstieg zu meistern gilt – einrollen Fehlanzeige. Ich bin im Plan, überhole zwei Mitstreiter und meine Crew versorgt mich optimal, indem sie die Abstände nahezu ideal wählen. Nach cirka 80 Kilometer nehme ich erste Qietschgeräusche wahr, die ich nicht zuordnen kann. Der Wind nimmt zu und bei Southpoint fängt es aus verschiedenen Richtungen so richtig an zu blasen. Ich überhole weitere drei Fahrer. Kurz vor Blacksand Beach stürmt es und ich habe Probleme, das Rad auf der Abfahrt unter Kontrolle zu halten. Ich erblicke meinen slovenischen Freund Miro vor mit und überhole ihn auf den ersten Metern des ausstehenden 40 Kilometer langen Anstieges. Ich fühle mich gut und kurbel mit Werten um 250 Watt Richtung Volcano. Allerdings werden die Geräusche am Rad stärker und Miro überholt mich wieder. Trotz guter Wattwerte kann ich ihm nicht folgen, ich werde immer langsamer. Ich habe das Gefühl, das etwas schleift, öffne beide Bremsen, kann aber keinen Kontakt erkennen! Auch der Wiegetritt geht nicht mehr, alles fühlt sich total instabil an und ich glaube bereits an einen Speichenbruch. Der Bike Support erreicht mich zehn Kilometer vor dem Ziel der Tagesetappe und meint locker, er schaue sich das dort an. Ich soll einfach weiterfahren. Aber drei Kilometer vor dem Ziel geht dann gar nichts mehr, das Hinterrad ist fast fest. Ich rufe mein Team und wechsel das Hinterrad aus, und ärgere mich kollossal über mich selber, dass ich erst gewechselt habe als gar nichts mehr ging ! Obwohl ich Tagesneunter bin, war ich sauer und gefrustet. Die Hinterraddiagnose lautete übrigens: Kugellager total kaputt – hier nicht reparabel. Das hat viel Zeit und extra Energie gekostet – zudem den letzten Abstieg kein Wiegetritt zur Entlastung des Rückens möglich! Nach einer Massage und dem Abendessen habe ich mich früh schlafen gelegt. Der Regen ließ nichts Gutes für den zweiten Tag erwarten!
Tag 2
Das Wetter ist kühl, aber sternenklar! Um 6.30 Uhr fällt für alle Teilnehmer erneut der Startschuss. Mit meinem Ersatzhinterrad – Carbonbremsfläche mit normalen Bremsenpads – geht es die ersten 40 Kilometer bergab in Richtung Hilo, und nach zehn Kilometer fängt es ordentlich an zu regnen. Die drei Führenden der Gesamtwertung setzen sich gleich ab und machen auch diesmal den Tagessieg unter sich aus ! Ich fahre mit Miro und Travis in einem zweiten Trio. Wir pushen uns gegenseitig bis Kilometer 195. Es ist ein faires Rennen, und auch unsere Begleitcrews kommen gut miteinander klar, und so werden wir gleichermaßen angefeuert und versorgt. Bei meinen bisherigen sechs Starts hatte ich noch nie technische Probleme, aber diesmal dann eben gleich richtig. Die Kugellagerprobleme vom Vortag waren wohl noch nicht genug, denn bei Kilometer 195 erwische ich einen kleinen Lavastein und es knallt! Natürlich das Hinterrad. Weil ich ja kein Ersatzrad mehr habe, fange ich sofort an, den Schlauch zu wechseln. Dabei stelle ich fest, dass der Mantel seitlich aufgeschlitzt ist, da geht kein Pumpen mehr! Also warte ich auf mein Team. Derweil kommt das Australische Team extra zurück um mir mit einem Ersatzrad auszuhelfen, aber deren Hinterrad ist Megadick und passt nicht! Meine Crew trifft ein und ich mache mich daran den Mantel vom kaputten Rad zu besorgen. Zu meinem Glück ist aber der Bike Doc nicht weit hinter uns gewesen. Ich erhalte ein temporäres Ersatzrad und kurze Zeit später das reparierte Laufrad. Meine beiden Freunde sind lange auf und davon. Als ich losfahre kommen die nächsten Kollegen von hinten. Es folgt der Aufstieg nach Waimea und mein Lieblingsaufstieg über die Kohala’s. Hier kann ich wieder ordentlich Abstand zu meinen Verfolgern aufbauen, aber nach vorne ging nichts mehr. Nach 8:08 Stunden erreiche ich als Tagessechster das Ziel. Im gesamtklassement belege ich Rang 8!
Tag 3
Nach einer durchgeschlafenen Nacht geht um 5.15 in Richtung Start. DER GÄNSEHAUT MOMENT des Ultraman steht an: alle Athleten fassen sich in einem inneren Kreis an den Händen, die Crews in einem äußeren Kreis, und mittendrin spricht dann ULTRA MOM Jane Bockus das Gebet für den Tag, inklusive Muschelbläser Kerri! Ein Moment ...
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