Erneut ein deutscher Sieger auf Hawaii. Patrick Lange schafft, was fast keiner nach seiner langen Verletzungspauser im Frühsommer für möglich gehalten hätte, er lässt seine Konkurrenz beim Marathon stehen. Der Ironman-Krimi ist perfekt.
Exakt um 6 Uhr 35 Ortszeit fiel der Startschuss für das knapp 60 Mann starke Profi-Herrenfeld bei recht ruhigen Bedigungen im Pazifik. Erst eine halbe Stunde später ging es für alle anderen männlichen Altersklassenathleten in die Fluten. Weitere 15 Minuten mussten die AK-Damen warten, bis auch für sie das Weltmeisterschaftsrennen gestartet wurde.
Schwimmen ohne große Überraschungen
Wie nicht anders zu erwarten, gab der sehr gute Schwimmer Josh Amberger den Ton beim Schwimmen an. Jan Frodeno zeigte wie gewohnt eine starke Schwimmleistung und kam nahezu zeitgleich mit seinem Trainingsbuddy Nicholas Kastelein in rund 48 Minuten 25 Sekunden aus dem Wasser. Aus deutscher Sicht waren auch Patrick Lange und Nils Frommhold stark im Wasser unterwegs. Für die beiden ging es auf Rang elf und zwölf in die erste Wechselzone in Kailua-Kona.
Top Ten der Männer nach dem Schwimmen:
Josh Amberger 47:09 min
Jan Frodeno 48:27 min
Nicholas Kastelein 48:29 min
Marko Albert 48:30 min
Harry Wiltshire 48:32 min
Patrik Nilsson 48:34 min
Tim O’Donnell 48:38 min
Igor Amorelli 48:38
Pete Jacobs 48:39 min
David McNamee 48:40 min
Patrick Lange 48:45 min
Nils Frommhold 48:56 min
Jan Van Berkel 50:14 min
Der Radexpress hat einen Namen – Wurf, Sanders, Kienle, Stein
Sebastian Kienle kam mit 6:36 Minuten Rückstand auf die Spitze aus dem Wasser. Eine Ewigkeit schien vergangen auf die schnellsten Schwimmer rund um Jan Frodeno, bis der 33-Jährige wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Doch der Hawaii-Champion von 2014 war in sehr guter Gesellschaft. Mitfavorit Lionel Sanders, Cameron Wurf und Boris Stein waren in seiner Gruppe. Es kam, was kommen musste. Diese extrem radstarken Athleten bildeten ihren eigenen Rad-Express und preschten hinterher. Der Abstand wurde merklich kleiner. Noch vor dem Wendepunkt in Hawi hatte dieser D-Zug die Führenden erreicht und gefressen.
Cameron Wurf wurde vor dem Rennen bereits hoch gehandelt. Der ehemalige Olympia-Ruder war lange als Radprofi unterwegs, bis der 34-Jährige zum Triathlon kam. Er gewann unter anderem dieses Jahr den Ironman Wales. Dass der Australier auf der Radstrecke seine Karte spielen würde, war für die Experten kein großes Geheimnis.
Top Ten der Herren am Wendepunkt in Hawi
Lionel Sanders
+0:03 Sebastian Kienle
+ 0:05 Tim O’Donnell
+0:06 Cameron Wurf
+0:08 Ben Hoffman
+ 0:10 Igor Amorelli
+0:13 Nils Frommhold
+0:13 Terenzo Bozzone
+0:15 Josh Amberger
+0:16 Jan Frodeno
Auch auf dem Rückweg von Hawi in Richtung Kona wurde das Tempo weiter hochgehalten und forciert. Was einige Athleten in der Spitzengruppe deutlich zu spüren bekamen. James Cunnama, Jan Frodeno, Nils Frommhold, Ben Hoffmann, Tim O’ Donnell, Patrick Lange und Boris Stein – alle verloren Zeit auf die wirklich exorbitant stark fahrenden Sebastian Kienle, Cameron Wurf und Lionel Sander.
In unglaublichen 4:12:54 Stunden stieg Cameron Wurf vom Rad und war damit über sechs Minuten schneller als Normann Stadler bei seinem Radrekord im Jahr 2006 (4:18:23 h). Dem Australier, der bereits 2015 als Age Grouper auf Big Island gestartet war, folgte Lionel Sander in 4:14:19 Stunden und kurz danach Sebastian Kienle. Mit 2:16 Minuten Rückstand nahm Jan Frodeno die Verfolgung auf. Gefolgt von James Cunnama und Nils Frommhold, der bis zu diesem Punkt ein sehr starkes Rennen zeigte.
Im Dreierpack und mit rund 10 Minuten 20 Sekunden Rückstand ging es für Patrick Lange, Boris Stein und dem laufstaken Schweden Patrick Nilsson auf den Marathon.
Top 15 Männer nach dem Rad:
1.Cameron Wurf 5:09:04 h
2. Lionel Sanders 5:09:58 h
3. Sebastian Kienle 5:10:39 h
4. Jan Frodeno 5:11:19 h
5. James Cunnama 5:12:22 h
6. Nils Frommhold 5:12:38 h
7. Ben Hoffman 5:12:49 h
8. Tim O’Donnell 5:15:43 h
9. Igor Amorelli 5:15:49 h
10. Terenzo Bozzone 5:16:59 h
11. Patrick Lange 5:19:27 h
12. Boris Stein 5:19:30 h
13. Patrik Nilsson 5:19:33 h
14. David McNamee 5:19:38 h
15. Josh Amberger 5:19:45
Patrick Lange fliegt erneut über die Laufstrecke
Auf der Laufstrecke wurden die Karten schnell neu gemischt. Cameron Wurf verlor erwartungsgemäß bereits auf den ersten Kilometern Platz um Platz. Lionel Sanders übernahm zügig die Führung. Trotz seinem typischen unrunden Laufstil drückte der Kanadier extrem aufs Tempo und ließ Sebastian Kienle, der die zweite Postion eingenommen hatte, ersteinmal keine Chance. Mal lief Sanders ein paar Kilometer schneller. Mal der Mann aus Mühlacker, doch irgendwann hatte der Kanadier mit Drogenvergangenheit die besseren Laufbeine. Patrick Lange startete wie bereits letztes Jahr eine mehr als furiose Aufholjagd und sammelte schnell einige vor ihm liegende Athleten ein. Von seiner drei monatige Verletzungspause im Frühsommer war nichts mehr zu spüren.
Einen schwarzen Tag auf dem Marathon erlebte Jan Frodeno. Bereits nach wenigen Laufkilometern hatte der 36-jährige zweifache Ironman-Hawaii-Sieger nicht mit seinen Konkurrenten zu kämpfen, sondern mit massiven Rüceknproblemen, die ihm das Laufen nahezu unmöglich machten, dennoch zeigte er Kampfgeist und versuchte alles, um im Rennen bleiben zu können.
Im Energy Lab schnappte sich Patrick Lange Sebastian Kienle und ließ ihn gerade zu stehen. Sebastian Kienle war am Ende seiner Kräfte und von hinten stürmte auch noch David McNamee heran, sodass auch das Podium noch nicht sicher für den Zweitplatzierten von letztem Jahr war.
Sieben Kilometer vor dem Ziel war der Abstand nach ganz vorne für Patrick Lange nur noch 1:36 Minuten, sodass es noch mal ganz spannend um die Krone in Kona werden sollte. Und dann war es plötzlich so weit, der 63 Kilogramm leichte Athlet lief an Sanders vorbei und ließ auch diesen einfach stehen. Der Ironman-Hawaii-Krimi war perfekt und der vierte deutsche Triumph in Folge in Trockenen tüchern. Nebenbei sicherte sich Patrick lange auch noch einen neun Streckenrekord in 8:01:31 Stunden.
Platz zwei ging an einen bis zum Umfallen kämpfenden Lionel Sanders. Auf Platz drei folgte David McNamee. Für Sebastian Kienle reichte es leider nur zum undankbaren vierten Rang.
Text: Meike Maurer
Fotos: Klaus Arendt und Zielfoto: Screenshot ironmanlive.com und Screenshots ZDF
Erneut ein deutscher Sieger auf Hawaii. Patrick Lange schafft, was fast keiner nach seiner langen Verletzungspauser im Frühsommer für möglich gehalten hätte, er lässt seine Konkurrenz beim Marathon stehen. Der Ironman-Krimi ist perfekt.
Exakt um 6 Uhr 35 Ortszeit fiel der Startschuss für das knapp 60 Mann starke Profi-Herrenfeld bei recht ruhigen Bedigungen im Pazifik. Erst eine halbe Stunde später ging es für alle anderen männlichen ...
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